Frankfurt/Oder
Für den 3. Oktober 1990 hatten Neonazis in Frankfurt/Oder einen Angriff auf das besetzte Haus in der Görlitzer Straße 15 angekündigt:
„Für den 3. Oktober, dem ‚Tag der deutschen Einheit‘, haben die Skinheads inzwischen einen ‚Sturm auf das Haus‘ signalisiert. Die Polizei ist darauf vorbereitet und will, so die ‚Hausbesetzer‘, die Görlitzer Straße 15 schützen.“
„Ständig Randale im autonomen ‚Kulturprojekt Jetzt‘“, in: Tagesspiegel, 25.9.1990.
Bevor es dazu kommen konnte, scheinen die Besetzer:innen aufgrund der Neonazi-Gewalt das Haus aufgegeben zu haben.1„Heute ‚G‘ wie ‚Görlitzer Straße‘“, in: Das Beste aus 10 Jahren – Wir im Quartier, Mai 2019, S. 67, Online: https://www.tag-der-staedtebaufoerderung.de/fileadmin/veranst_downloads_2019/137/50/10_Jahre_Wir_im_Quartier_Broschuere.pdf
Auch in der breiteren Öffentlichkeit kamen Sorgen um Ausschreitungen zur Sprache:
„Viele Frankfurter haben Angst vor Ausschreitungen. Diese ist auch nicht unbegründet. Denken wir nur an die randalierenden rechtsradikalen Gruppen, die letzten Samstag die Stadthalle bei einer PDS-Wahlkampfveranstaltung heimsuchten, Schüsse aus einer Schreckschußpistole abfeuerten und Mobiliar zerdroschen.“
„,Mit aller Gewalt gegen Randalierer!‘“, Märkische Oderzeitung, 2.10.1990, S. 6.


Am Abend des 2. Oktober 1990 bewarfen dann mehrere Jugendliche zwei Busse mit polnischen Arbeiter:innen, die von der Spätschicht im Frankfurter Halbleiterwerk auf dem Weg zurück über die Grenze waren, mit Steinen. Beide Busse wurden beschädigt, ein Fahrer durch Glassplitter verletzt.4„‚Sieg Heil‘-Rufe in Schwerin“, in: Frankfurter Rundschau, 4.10.1990.
Anschließend griffen mehrere Jugendliche polnische Autos auf dem Weg zurück über die Grenze mit Schlagstöcken an.5„Antipolnische Ausschreitungen“, in: Neues Deutschland, 4.10.1990.