Zerbst

In Zerbst fand der größte Angriff anlässlich der Vereinigung statt: Über 200 Neonazis belagerten ein besetztes Haus und zündeten es an. Bei der Rettung in letzter Minute wurden 17 Jugendliche teils schwer verletzt…

Zerbst

In Zerbst fand der größte Angriff anlässlich der Vereinigung statt: Über 200 Neonazis belagerten ein besetztes Haus und zündeten es an. Bei der Rettung in letzter Minute wurden 17 Jugendliche teils schwer verletzt.

Vorboten

In Zerbst (mittlerweile Zerbst/Anhalt) hatte sich eine Gruppe von ca. 20 Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren zusammengefunden und im Sommer 1990 die Kötschauer Mühle, ein freistehendes Gebäude am Stadtrand, besetzt. Die Hintergründe beschrieb ein Mitglied der Gruppe so: 

„Zerbst ist eine Stadt, in der es von Möchtegern-Nazis nur so wimmelt. Wir, das sind ungefähr 20 Leute zwischen 13 und 18 Jahren, haben uns vor einem halben Jahr zusammengeschlossen, weil es auf den Straßen zu gefährlich wurde. Zu unserer Gruppe gehören Waves, Punks und Normalos. Die Hälfte sind Mädchen. Es gab des Öfteren Zusammenstöße zwischen uns und den Rechten.“

„Brief aus Zerbst, 26. Oktober ’90“, in: Antifa Infoblatt 13 / 4.1990, Winter ’90/’91, S. 8.

Die Beweggründe für die Hausbesetzung finden sich sogar in der lokalen Zeitung:

„Seit einiger Zeit treffen sich hier 16/17jährige. ‚Weil man uns von überall verjagte, ob am Volkspark oder in Nord, immer sind wir von den Rechten, von Skins und anderen Banden in Zerbst angefallen worden‘, erzählt einer später, einer mit Lederjacke, schwarzer Hose, Schnürschuhen, strähniger Frisur.“

„Das Haus am Rande der Stadt“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 14.9.1990.

Das Haus wurde ab der Besetzung mehrfach von Neonazis angegriffen und angezündet. Vor dem 2. Oktober 1990 hatte es bereits fünf Brände im Haus gegeben.1„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990. Oliver aus Zerbst beschrieb die Stimmung so: 

„Irgendwann im August 1990 haben wir die Kötschauer Mühle besetzt. In den folgenden zwei Monaten ist das Haus in jeder zweiten bis dritten Nacht angegriffen worden. Von Faschos, wie wir sie damals nannten. Das fing an mit zwei bis drei Leuten, die pöbeln oder Steine werfen. Nicht selten kamen zehn bis vierzig Leute, so dass es richtig zu Angriffen kam. Die haben auch versucht, in das Haus reinzukommen. In acht Wochen hat es sieben Mal so gebrannt, dass die Feuerwehr kommen und löschen musste. Nicht jedes Mal ist die Feuerwehr gekommen. Oft haben wir die Brände selber gelöscht.“

„Neonazigewalt 1990 in Zerbst“, in: Antifa Infoblatt 123 / 2.2019, 23.10.2019, Online: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/neonazigewalt-1990-zerbst.

Einer der Angriffe wurde ebenfalls in der Lokalzeitung geschildert, am 14. September 1990:

„Es ist an einem Dienstag gegen 21 Uhr. Motorenlärm ist zu hören. Nach einer Tour durch die halbe Kreisstadt halten 30, 40 PKW und Motorräder mit 40 bis 60 Leuten an der Ketschauer Mühle. […] Steine fliegen, die Jüngeren im Haus, es sind 15 oder 20, haben keine Chance, sie fliehen. Dann beginnt die ‚Siegesfeier‘ der anderen. Sie sind älter, mancher hat sich einen ‚Westschlitten‘ zugelegt. Nichts anderes als Gaudi ist es für den einen, für den anderen ist es ernst. Matratzen, Möbelstücke, Türen werden aus den Fenstern geworfen. Flammen züngeln auf. Kurze Zeit später rückt die Feuerwehr mit zwei Löschfahrzeugen an, ein Streifenwagen und der Notdienst, sicherheitshalber, sind auch dabei.“

„Das Haus am Rande der Stadt“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 14.9.1990.

Der Angriff auf die besetzte Kötschauer Mühle

Der Angriff auf das besetzte Haus vom 2. zum 3. Oktober 1990 war angesichts dieser Vorgeschichte nicht nur erwartbar; er war im Vorfeld auch angekündigt worden. Die Polizei ließ im Lokalblatt sogar eine Pressemitteilung veröffentlichen und erklärte, dass sie nicht eingreifen könne:

„Vorbereitet ist die Volkspolizei am morgigen Tag der deutschen Einheit für Ordnung und Sicherheit im Territorium zu sorgen. Die Veranstaltungen werden in enger Sicherheitspartnerschaft mit den Verantwortlichen abgesichert. Informiert ist die Volkspolizei, daß es in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober zu einem Zusammenstoß einer großen Anzahl rechtsgerichteter Jugendlicher aus Zerbst, Roßlau und Magdeburg mit linksgerichteten Jugendlichen aus Zerbst in der Kötschauer Mühle kommen soll. Das Zerbster VPKA [Volkspolizei-Kreisamt, Anm. zweiteroktober90] sieht sich auf Grund seiner zur Verfügung stehenden Kräfte jedoch außerstande, dort einzugreifen.“

„Partner der Veranstalter“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 2.10.1990.
Die folgenschwere öffentliche Ankündigung der Polizei, im Falle von Angriffen nicht einzuschreiten.2Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 2.10.1990.

Wie sich später im Pressegespräch der Polizei herausstelle, war die Polizei während des gesamten Angriffs mit zwei Einsatzgruppen zur Beobachtung vor Ort. Außerdem war sogar das Krankenhaus schon am 2. Oktober 1990 in Bereitschaft versetzt worden.3„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990.

Die Besetzer:innen bereiteten sich entsprechend darauf vor, ihr Haus alleine zu verteidigen. Sie verbarrikadierten das Haus und bewaffneten sich u.a. mit Molotow-Cocktails. 17 von ihnen versammelten sich im Haus.

An dem Abend zogen nach und nach 200 bis 300 Neonazis, aber auch normale Jugendliche aus Zerbst zum Haus. Sie griffen das Haus mit Steinen, Raketen und Molotow-Cocktails an, und die Besetzer:innen wehrten sich mit den gleichen Waffen. Es kam zu einem heftigen Kampf, bei dem zahlreiche der Angreifer:innen verletzt wurden. Nach etwa zwei Stunden Belagerung gelang es den Neonazis, im Haus ein Feuer zu legen. Die Flammen erfassten zusehends das gesamte Gebäude und die Besetzer:innen sahen sich gezwungen, aufs Dach zu flüchten. Ein erster Feuerwehrzug wurde nach Angaben eines Zeitzeugen von den Neonazis weggeschickt. Anschließend verteilten die Besetzer:innen auf dem Dach Zigaretten sowie Rasierklingen, um ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. In letzter Minute rückte die Feuerwehr doch an und breitete ein Sprungpolster aus, das für die Höhe von 18 Metern eigentlich nicht ausgelegt war. Beim Sprung vom brennenden Haus verletzten sich mehrere der Besetzer:innen – einige schwer.

In einem Brief an das Antifa Infoblatt in Berlin beschreibt einer der Jugendlichen kurz nach den Ereignissen den Angriff:

„Bis gegen ca. 22.00 Uhr verlief alles einigermaßen ruhig. Außer einigen kleinen Störversuchen gab es keinen Ärger. Danach kam eine Gruppe von 200–250 Leuten auf das Haus zu. Mit Sprüchen wie ‚Sieg Heil‘, ‚Oi Oi Oi‘, ‚Steckt die roten Schweine an‘ und und und… Sie begannen dann mit dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern, warfen Steine und Mollis. Wir antworteten mit Steinen, Mollis und selbstgebauten Knallern. Es gab auf beiden Seiten Verletzte, zum Teil erhebliche Körperschäden. Als sie um 22.45 Uhr es immer noch nicht geschafft hatten, gelang es drei Rechten im Erdgeschoß in einen Hohlraum einzudringen und dort mit Hilfe von Sprit ein Feuer zu legen. Dieses Feuer konnte schnell übergreifen bis in den letzten Stock. Wir mußten uns auf das Dach zurückziehen, aber selbst dort kämpften wir noch weiter mit Steinen und Mollis und konnten doch, weil die Nazis unvorsichtig wurden, einige vor allem durch Mollis verletzen. Wir hatten, weil doch noch immer keine Sirene zu hören war, uns darauf vorbereitet, dort oben zu verbrennen. Wir hatten schon Rasierklingen verteilt, damit wir nicht bei vollem Bewußtsein verbrennen mußten. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis unser Platz vom Feuer erfaßt wurde. Doch dann hörten wir die Sirene. Die Feuerwehr kam und beim Springen vom Haus verletzten sich 5 unserer Leute so schwer, so daß sie sofort ins Krankenhaus kamen. Das Haus ist innen total verbrannt. Die Polizei hatte die ganze Zeit aus Entfernung zugeguckt und die Hilfe verweigert. So, jetzt kennt Ihr unsere Situation.“

„Brief aus Zerbst, 26. Oktober ’90“, in: Antifa Infoblatt 13 / 4.1990, Winter ’90/’91, S. 8–9.

Ein weiterer Besetzer, der den Angriff erlebt hat, berichtet in dem Dokumentarfilm „Du weiß schon, wie in Rostock…“ von 2013 von dem Abend:

„Und dann war es im Endeffekt so, dass man sich von 22 Uhr bis kurz vor Mitternacht aus meiner jetzigen Sicht schon heftige Auseinandersetzungen geliefert hat. Also es wurde mit Steinen geschmissen, mit Raketen geschmissen, mit Molotow-Cocktails geschmissen. Es haben mehrere Leute immer wieder gebrannt. Es war, ja… Bis irgendwann es so war, dass das Haus brannte, und so brannte, dass wir nicht mehr aus dem Haus rauskamen, alle aufs Dach gegangen sind und aufm Giebel saßen. Zu der Zeit war es so, dass Zerbst ein Luftkissen hatte, was für eine Höhe von 5 Metern zugelassen war, wir auf dem Giebel in 18 Meter Höhe standen und die Zerbster Feuerwehr natürlich gar keine andere Chance hatte, als dieses Luftkissen aufzubauen. Ja, und dann sind wir aus den 18 Metern Höhe auf dieses Sprungkissen draufgesprungen, sind danach wieder in die Höhe geschleudert worden und sind irgendwo außerhalb aufgekommen. Es gab mehrere Schwerverletzte. Fast jeder hatte irgendwelche Verletzungen, die größtenteils relativ glimpflich waren. Ja, die 300 Faschos waren dann natürlich auch alle gar nicht mehr da, auch logisch. Ja und dann war 3. Oktober und dann waren wir vereint.“

„‚Du weißt schon, wie in Rostock…‘ – Ein Beitrag gegen das Vergessen rechter und rassistischer Gewalt im Sachsen-Anhalt der 1990er Jahre“, Film von Kathrin Lemcke und Miteinander e.V., 23 min, 2013, Online: https://vimeo.com/93999142.

Die Rettungskräfte bergen die schwer verletzten Jugendlichen aus dem brennenden besetzten Haus in Zerbst.4Antifa Infoblatt 13 / 4.1990, Winter ’90/’91, S. 8–9.

Das Ausmaß des Angriffes und der erforderlichen Notfallversorgung wird auch aus einem Zeitungsbericht über die im Nachgang stattfindende Bürger:innenversammlung deutlich:

„Informiert wurde die Versammlung auch darüber, daß durch die Auseinandersetzungen und die nachfolgenden Rettungsmaßnahmen der gesamte Notdienst der Kreisstadt eingesetzt werden musste. Er stand daher in dieser Zeit nicht für andere Eventualitäten bereit.“

„Verantwortung ist von jedem zu tragen“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Zeitzeugen-Interviews

Interview mit Torsten

Einer, der die Kötschauer Mühle damals mitbesetzt hat, ist Torsten. Er hat auch den Angriff am 2. Oktober 1990 miterlebt und war bereit, mit uns darüber zu sprechen. Hier in Auszügen seine Erinnerungen an die Nacht:

„Es ist tatsächlich so, dass wir davon ausgegangen sind, dass wir an dem Tag Besuch kriegen. Es war jetzt nicht so, dass wir von überall Nachrichten bekommen haben, von wegen, die kommen zu euch oder so. Aber wir wussten aufgrund der Situation, die wir vorher hatten, dass sie sich das nicht nehmen lassen würden – haben das aber tatsächlich so eingeschätzt, dass wir mit maximal 50, vielleicht 60 Leuten gerechnet haben. Das war so die Obergrenze, die wir uns hätten vorstellen können, was da an Leuten kommt. Die Polizei wusste Bescheid, hat aber tatsächlich uns persönlich gesagt, dass sie uns nicht unterstützen kann, weil sie nicht genug Leute hat. Also sie war informiert, aber sie war nicht da gewesen. Die sind dann tatsächlich, also der Polizeichef ist an dem Tag, am helllichten Tag zu uns gekommen, mit dem Polizeiauto vorgefahren und hat noch mal geguckt und noch mal gefragt, ob wir uns gut vorbereitet haben. Das war die Situation der Polizei.“

„Wir saßen oben, haben gefeiert, und irgendwann haben wir ein Geräusch gehört. Wir gucken raus und sehen von weitem – das war, wie gesagt, so ein Ackergelände gewesen auf der einen Seite – da sehen wir dann eine übelste Menschenschlange kommen, Fackeln an. Und von weitem schon: ‚Hängt sie auf!‘, ‚Macht sie kalt!‘, also völlig aufgeheizte Stimmung, Sieg-Heil-Gebrülle. Und die kamen dann quasi auf uns zu. Wir haben dann die restlichen Leute mit reingenommen ins Haus, haben uns vorbereitet auf die ersten Angriffe. Und, ja, dann ging’s halt los.“

„Naja, und irgendwann hat’s dann jemand, von dem ich auch den Namen weiß, geschafft, unten mit zwei anderen Leuten ein Fenster aufzuhacken, im Erdgeschoss. Er ist dann rein in den Raum mit ’nem Kanister, und hat dann dort, wo er nicht weiter gekommen ist, an der Tür, die wir verbarrikadiert hatten, Feuer gelegt. Und dieses Feuer hat sich dann verbreitet. Und nach relativ kurzer Zeit, nach meinem Empfinden war es vielleicht eine Viertelstunde, dann hat das Haus halt gebrannt, einfach durch die Sogwirkung. Das war ja ein relativ großes Haus gewesen, und da hat es sich relativ schnell verbreitet.“

„Wir haben uns dann nach und nach aufs Dach verzogen […]. Und da ist es uns dann erst bewusst geworden, dass das die falsche Richtung war im Endeffekt, dass du da jetzt erstmal nicht mehr runterkommst. Alkohol war natürlich auch im Spiel, die Aufregung, das Adrenalin. Die Leute haben sich da oben auf dem Dachsims festgehalten. Das ging da, puh, 22 Meter runter, und keiner hat gewusst, was jetzt passieren soll. Alle saßen da und haben sich gegenseitig angeguckt. Das Feuer kam immer höher, es wurde immer heißer. Wir hatten noch das Glück gehabt, dass Wind da war, so dass wir nicht im Qualm gesessen haben, sonst wären wir da wahrscheinlich mit ’ner Rauchvergiftung runtergeplumpst oder so. Wir wären da wirklich nicht mehr aus der Nummer rausgekommen.“

„… Also wir saßen halt oben … Und haben uns natürlich schon überlegt, was machen wir jetzt … Weil, verbrennen wollte keiner, und runterspringen wollte auch keiner … Und da wir ja auch genug Gruftis dabei hatten, hatten wir natürlich auch Rasierklingen am Start gehabt … Wir haben dann die Rasierklingen verteilt und wollten uns eigentlich die Pulsadern durchschneiden und … [längere Pause] … Ja … Genau dann kam die Feuerwehr doch noch mal … Und die haben … Also es ist halt übelst … [längere Pause] … Auf jeden Fall hat man Hoffnung gehabt, wusste aber nicht, wie die uns da runterholen wollen … Wir haben gewusst, dass die keine Rettungsleitern oder so was hatten … Und dann sind die halt gekommen … Die Kripo musste … [längere Pause] … Die Kripo musste halt mit gezogener Waffe dorthin kommen. Die hat halt den Platz geräumt, hat gedroht zu schießen. … Und dann sind sie halt gekommen und haben gesagt, passt auf Leute, wir haben ein Kissen da, und dieses Kissen ist aber nur für fünf Meter Höhe ausgelegt, ihr seid über 20 Meter hoch. Sie haben dann gesagt, wir sollen die Kleinen zuerst runterschmeißen, weil sie sich nicht sicher sind, ab 70, 80 Kilo, ob das Ding überhaupt hält. Und wenn es kaputt geht, dann war’s das gewesen. Dann mussten wir oben … [längere Pause] … mussten wir eine Entscheidung treffen. Und dann haben wir zuerst den Kleinen genommen, also den ganz Kleinen von uns. Der sollte das halt testen.“

„Die anderen Leute, die runtergesprungen sind, haben sich teilweise die Kreuzbänder gerissen, die Jochbeine zerschlagen, sind teilweise in der Hocke aufgekommen. Zwei Leute sind fast wieder ins Feuer reingeflogen, weil da so ein Fenster war auf der Seite … [längere Pause] … Naja, am Ende hatten wir zwei Leute vermisst … Und da wussten wir nicht, dass die im unteren Stock waren. Und die hatten es geschafft abzuhauen, also rauszuspringen, als es gebrannt hat. … Und da dachten wir erst noch, die wären da drin gestorben … [längere Pause] …“

„Ja, das ist auf jeden Fall bei mir immer noch emotional ziemlich tief drin, einfach, weil die Situation so verrückt gewesen ist … Das waren alles Leute, die wir zum Teil kannten, denen haben wir nie was getan oder so, einfach nur andere Musik gehört … Und das war so der Moment gewesen, wo ich, ja, ein Gefühl dafür gekriegt habe, wie es in Kriegssituationen ist … Ja … Das war dann für uns … der Tag der Wiedervereinigung …“

Torsten im Interview mit zweiteroktober90, 25.7.2020.

Interview mit Oliver

Ebenfalls der Gruppe der damaligen Hausbesetzer:innen gehörte Oliver an. Auch er war in der Nacht des Angriffs in der Kötschauer Mühle – und berichtet u.a. von den chaotischen Löschversuchen, die zunächst noch unternommen wurden:

Irgendwann war dann eine Gruppe von ca. 200 Menschen auszumachen, die aus Richtung des Stadtteils Ankuhn kam. Und ab da ging alles recht schnell. Es gab nicht viele Wortgefechte vorher. Es wurden von beiden Seiten Raketen geschossen, Mollis flogen und unheimlich viele Steine. Wir hatten gegenüber eine kleine Scheune oder sowas Ähnliches, wo sich dann ganz viele von denen hinter versteckt haben, so dass sie außer Reichweite unserer Geschosse waren. Die sozusagen ganz „mutigen“ Faschos, die sind immer wieder irgendwo lang gekommen, haben angegriffen und wollten ins Haus. Auch Morddrohungen waren ganz viel zu hören. Ich weiß noch, als der ganze Quatsch bestimmt schon eine Stunde im Gange war und permanent irgendwas geworfen und geschossen wurde, kamen Faschos mit einer Tür, die sie draußen irgendwo her hatten, über den Köpfen – also wie bei Asterix und Obelix – und wollten zum Haus, weil sie wussten oder gesehen hatten, dass die Räume in der untersten Etage in dem Haus leer sind. Wir hatten nur die Flure verbarrikadiert. Die haben halt versucht reinzukommen und wir haben natürlich mit allem Möglichen versucht, alle vier Seiten abzudecken, damit sie nicht reinkommen. Irgendwann waren sie dann unten drin. Wie ich später gehört habe, waren die da auch öfter drin und sind wieder raus und wieder rein. Das habe ich aber so nicht mitgekriegt. Irgendwann hatten sie es dann geschafft, dass es in einem der Flure da unten brannte.

Wir sind zu dritt da runter, nahmen von unserem Biervorrat etliches mit, da es ja kein Wasser in dem Haus gab. Wir hatten einen Türrahmen mit Stacheldraht zugemacht. Dahinter war der Flur, der voll lag mit Geröll und vor allem mit Holz. Oben im Türrahmen war eine Lücke von vielleicht 50 cm, wo wir dann vom Treppenhaus aus zu zweit rein sind und der Dritte uns die Bierflaschen reingereicht hat. Es qualmte schon, so dass man in diesem Flur schon echt nichts mehr gesehen hat, außer diesen Feuerschein vom Brand. Wir sind dann da also zu zweit rein, haben die Biere geköpft und haben es dann auch geschafft, das erste Feuer auszumachen. Da ist mir noch ganz eindrücklich im Gedächtnis, dass ich zu dem anderen kurz vor Schluss gesagt habe: „Das ist nur noch wenig. Ich schütte noch zwei Bier drauf. Kletter du schon mal vor!“ Es war ja dunkel, es war verraucht, wir waren ziemlich fertig. Dorthin zu krabbeln und über den Stacheldraht drüber zu gehen, ist ziemlich schwierig gewesen. Und da hab ich eben gesagt, dass er schon mal vorgehen soll, dass ich dann später flüssiger raus kann und es nicht so lange dauert, als wenn wir uns da zu zweit stauen. Dann ist er los, und ich habe die zwei Bier noch draufgeschüttet und bin dann hinterher und habe den, der draußen im Treppenflur gewartet hat, gefragt, ob er schon draußen ist. Der draußen sagt „Nö“ und in dem Moment trete ich auf ihn drauf. Also ich war ja gebückt auf allen Vieren unterwegs und merkte dann, dass ich mit der Hand oder dem Knie auf was Weiches komme und da lag der da schon, wahrscheinlich bewusstlos, Rauchvergiftung oder irgendwas. Ich habe ihn dann mit der Hilfe des Anderen über den Stacheldraht gezogen und bin danach selber raus. Dann haben wir versucht, ihn mit Frischluft wieder auf die Beine zu bekommen, was zum Glück auch funktioniert hat.

Oliver im Interview mit zweiteroktober90, 24.9.2020.

Die Frage, wieso die Gruppe trotz der vielen Angriffe an dem Haus festhielt, beantwortet Oliver folgendermaßen:

Ich glaube, im Endeffekt war das völlig egal, wo wir uns aufhalten. Wir haben z.B. Partys zu Hause bei Leuten gefeiert, wenn die Eltern mal nicht da waren, zu zehnt oder zu zwölft. Die Faschos haben das mitgekriegt, und dann haben sie diesen Neubaublock angegriffen. In einem Neubaublock, der ja komplett aus Beton besteht, hat z.B. das Treppenhaus gebrannt. Völlig verrückt! Bei so viel Beton brennt ja nicht mal die Tapete, wenn da überhaupt Tapete dran ist im Hausflur. Und das Ding stand in Flammen. Nicht lange, weil ja da nichts brennt. Völlig verrückt! – Mich haben sie zusammengeprügelt, als ich aus meiner elterlichen Wohnung den Müll rausgebracht habe. Da war ich in Hauslatschen, mit zwei Eimern in der Hand, kipp‘ das in die Mülltonne, dreh‘ mich um und musste etwa zwanzig Meter zurücklaufen. Und dann sitzen die vor meiner Eingangstür. – „Rennst du jetzt weg mit Latschen?“ – Dann bin ich eben da durchgegangen und lag dann vor dem Neubaublock. Deswegen war das egal, wo du warst. Und dann kannst du eben auch zur Mühle gehen.

Oliver im Interview mit zweiteroktober90, 24.9.2020.
Die ausgebrannte Kötschauer Mühle.5Stadtarchiv Zerbst, Sammlung Helmuth Nehne.

Widersprüchliche Darstellung der Ereignisse

Am Morgen des 4. Oktober 1990 erklärte die Polizei in einem Pressegespräch ihre Sicht der Dinge. Dabei stellte sich heraus, dass sie den gesamten Abend einsatzbereit war und die Situation vor Ort beobacht hatte:

„Ab 18 Uhr waren sowohl eine Einsatzgruppe der operativen Kräfte des Vollzugsdienstes als auch eine Arbeitsgruppe des Kreiskriminalamtes unter Regie dessen Leiters im Einsatz, so daß jederzeit die aktuelle Situation eingeschätzt werden konnte. Vor Ort waren Einsatzgruppen der K zur ständigen Beobachtung.“

„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990.

In dem Gespräch spielte die Polizei die Ereignisse herunter und stellte den Ablauf so dar, als hätten die Behörden umgehend und angemessen reagiert:

„18.20 Uhr: Zehn Jugendliche sind an der Mühle, um 22.02 Uhr waren es 40. Feuerwerkskörper wurden verstärkt abgebrannt, Beschimpfungen gab es untereinander, erkennbar war, zwei unterschiedliche Gruppen sind es. Gegen 22.15 Uhr stellen die Beobachter Rauchentwicklung am Haus fest, der Brand bricht um 22.55 Uhr aus. Und 23.05 Uhr sind 20 Kameraden der freiwilligen Feuerwehr mit drei Fahrzeugen sowie die Schutzpolizei am Ort.“

„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990.
Am 4. Oktober 1990 erschien ein erster Bericht über den Angriff in der Zerbster Volksstimme.6Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 4.10.1990, S. 2.

Außerdem gab die Polizei den Hausbesetzer:innen selbst die Schuld. Die Stadt hätte das Haus viel eher räumen lassen sollen:

„Die Ursachen für diese Vorkommnisse sieht die Polizei vor allem in der trotz mehrfacher Aufforderung nicht ordnungsgemäßen Sicherung des Gebäudes durch den Rechtsträger.“

„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990.

Am 13. Oktober 1990 ließ Oberlöschmeister Semtner von der Feuerwehr einen Artikel in der Lokalzeitung veröffentlichen. Darin widerspricht er der relativierenden Darstellung der Polizei:

„Es wurde nicht erwähnt, daß am Einsatzort auch Brandflaschen, sogenannte Molotowcocktails, gefunden wurden. Es bleibt also noch immer offen, ob hier nicht vielleicht doch vorsätzlich ein Feuer gelegt wurde. Gegenstände, die als Schlagwaffen benutzt worden sein könnten bzw. dafür eventuell bereitgelegt waren, wurden vorgefunden.“

„Einsatzbereitschaft, aber… Viel berichtet – Jetzt spricht die Feuerwehr“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Weiterhin bestätigte der Oberlöschmeister die Darstellung eines der Besetzer, nach dem der erste Feuerwehreinsatz zunächst abgebrochen wurde und die Feuerwehr erst anrückte, als das Haus fast komplett in Flammen stand:

„Am 2. Oktober gegen 22:15 Uhr erfolgte die erste Alarmierung durch die Polizei, die dann jedoch abgebrochen wurde, weil noch kein Feuer erkennbar war. Die Freiwillige Feuerwehr Zerbst rückte also noch nicht aus, die Kameraden wurden wieder nach Hause geschickt. Gegen 22.55 Uhr dann wieder Alarm. Nur wenige Minuten später präsentierte sich uns der Einsatzort – das gesamte Treppenhaus, die unteren Flure, einige Zwischendecken sowie Teile des Dachstuhles standen in Flammen, alle Fenster und die Eingangstür waren verbarrikadiert.“

„Einsatzbereitschaft, aber… Viel berichtet – Jetzt spricht die Feuerwehr“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Eine Woche nach dem Angriff, am 9. Oktober 1990, luden das Neue Forum und andere Parteien zu einer Bürgerversammlung ins Rathaus ein. In der Versammlung wurde der neonazistische Angriff als Gebaren rivalisierender Jugendgruppen und „Abenteuerlust“ relativiert:

„Im Mittelpunkt des Abends stand das Auftreten von Jugendlichen, die sich in verschiedenen rivalisierenden Gruppen in besagter Nacht gegenüber gestanden hatten. […] Während bei den Jugendlichen, die sich ‚autonom und links‘ nennen, politische Auffassungen deutlich wurden, war dies bei den anderen Gruppen weniger festzustellen. Statt Skinhead war eher von Abenteuerlust und gefährlicher Gedankenlosigkeit zu hören.“

„Verantwortung ist von jedem zu tragen“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Immerhin wurde zur Darstellung durch die Polizei, sie habe „nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gehandelt“, „sowohl Zustimmung als auch […] Kritik“ geäußert. Es gab auch „Meinungen, die von Unterschätzung der Lage und von Verdrängung von Problemen sprachen“.7„Verantwortung ist von jedem zu tragen“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.


Keine politischen Konsequenzen

Die Haltung der Behörden gegenüber dem Angriff auf die Kötschauer Mühle war von Gleichgültigkeit geprägt. In seinem Zeitungsbericht empörte sich Oberlöschmeister Semtner:

„Kein Verantwortlicher der Stadt (es muß ja nicht gleich der Stadtdirektor sein) hatte sich am Ort des Geschehens sehen lassen. Wir sind auch nur Menschen, wir haben Familie und Beruf und verrichten freiwillig, ohne jegliche Bezahlung Dienst in der Feuerwehr für unsere Bürger.“

„Einsatzbereitschaft, aber… Viel berichtet – Jetzt spricht die Feuerwehr“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Eine Woche nach dem Angriff luden das Neue Forum und andere Parteien zu einer Bürger:innenversammlung ins Rathaus ein. Dort wurden die richtigen Fragen gestellt – jedoch ohne jegliche Konsequenzen:

„Hätte die Polizei mehr tun können? Welche Stellung nimmt die Stadtverwaltung als Eigentümer der Mühle ein? War die örtliche Presse mit schuld daran, weil sie durch Veröffentlichungen zu Auseinandersetzungen geradezu einlud? Der Abend konnte nicht die Lösung bringen, dies war gar nicht das Ziel. Es ging um die Aufnahme von Gesprächen, darum, mehr voneinander zu erfahren, Sprachlosigkeit zu überwinden.“

„Einsatzbereitschaft, aber… Viel berichtet – Jetzt spricht die Feuerwehr“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 13.10.1990.

Claus Blumenstengel, der damals als Journalist kritisch über den Angriff berichtete, erinnert sich daran, dass ihn führende Lokalpolitiker:innen mundtot machen wollten: „Im Zerbster Stadtrat dann, ich sitz da als Berichterstatter hinten, und dann steht der SPD-Fraktionsvorsitzende auf und ‚Was Sie hier getan haben, das ist völlig unverantwortlich und taktlos und …‘. – Woher sollten sie wissen, was die Presse jetzt für eine Aufgabe hat? Die hätte da schweigen müssen, den Mund halten müssen, zudecken und, ja, so wäre das, und so hatten die das ja noch verinnerlicht, und da musste man schon ein bisschen Stehvermögen haben, um da nicht an sich selber zu zweifeln und zu sagen ‚Na haben die nicht vielleicht recht?‘“8„Glatzen, Chaos und Gewalt – Die Baseballschlägerjahre im Osten“, „MDR Zeitreise“ vom 28.2.2020, Online: https://www.mdr.de/tv/programm/sendung918124.html.


Keine rechtlichen Konsequenzen

Und auch für die Täter:innen des Angriffs auf das besetzte Haus hat es offenbar keinerlei Konsequenzen gegeben. Am 4. Oktober 1990 erklärte die Polizei zunächst, dass „gemäß Paragraph 308 des Strafgesetzbuches […] Anzeige gegen Unbekannt erstattet“9„Sechs Brände, seit das Haus leergeräumt ist“, in: Volksstimme, Lokalausgabe Zerbst, 5.10.1990. worden sei. Der Paragraph 308 stellt das „Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion“ unter Strafe und sieht bei „eine[r] schwere[n] Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine[r] Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen“ eine Mindestfreiheitsstrafe von zwei Jahren vor. Andere Straftatbestände wie Landfriedensbruch oder versuchter Mord wurden seitens der Polizei offensichtlich nicht in Betracht gezogen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte im Nachgang des 2. Oktobers 1990 wegen Brandstiftung und versuchter Körperverletzung. Das Verfahren wurde jedoch schon im Dezember eingestellt, nachdem es einige Geständnisse zum Vorwurf der versuchten Körperverletzung gegeben hatte, die Brandstifter:innen jedoch nicht ermittelt werden konnten. Die Geständigen wiederum hatten keine juristischen Konsequenzen zu fürchten:

„Die Suche nach dem Brandstifter verlief ergebnislos, teilte der Staatsanwalt mit. Zum zweiten Delikt der versuchten Körperverletzung gäbe es zwar einige Geständnisse, doch sei er nicht der Auffassung, gerade jene zu bestrafen, die mit ihren ehrlichen Aussagen zur Wahrheitsfindung beitrugen. Deshalb werde das Verfahren nach der Aussprache mit den Beteiligten eingestellt. Er räumte ein, mit dem Vorgehen der Polizei an jenem Abend nicht in jeder Hinsicht einverstanden gewesen zu sein.“

„Bürgerwehr gegen Jugendgruppen?“, in: Anhalter Anzeiger, 7.12.1990.

Die neonazistische Gewalt wurde als ein „Problem der verfeindeten Jugendgruppen“10„Bürgerwehr gegen Jugendgruppen?“, in: Anhalter Anzeiger, 7.12.1990. entpolitisiert. Entsprechend lassen sich ähnliche Einschätzungen in der Zerbster Stadtgesellschaft wiederfinden, die sich in Teilen auch selbst bedroht sah:

„Ein Herr entgegnete erregt: ‚Ich wünsche keinem eine solche Feier in seinem Haus!‘ Er schilderte, daß dort, mitten im Wohngebiet Zerbst-Nord, Molotow-Cocktails geworfen wurden, die den Hauseingang in Brand setzten. Bald würde es neben den vier Zerbster Jugendbanden eine fünfte Gruppe geben – die der Anwohner – welche sich mangels Unterstützung seitens der Polizei dann selbst gegen die ständigen Belästigungen zur Wehr setzen.“

„Bürgerwehr gegen Jugendgruppen?“, in: Anhalter Anzeiger, 7.12.1990.

Oliver erinnert sich an die Einstellung der Verfahren: 

„1992 gab es dann das Gerichtsverfahren. Ich hab das damals so erlebt, dass wir zu dem Gerichtsverfahren hingegangen sind, draußen die Faschos standen mit ihren Freunden, sich gefeiert haben, wir da durchlaufen durften, in das Gerichtsgebäude reingegangen sind, der Richter das Verfahren eingestellt hat und wir wieder nach Hause gegangen sind. Das war’s, was an rechtlichen Konsequenzen geschehen ist.“

„Neonazigewalt 1990 in Zerbst“, in: Antifa Infoblatt 123 / 2.2019, 23.10.2019, Online: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/neonazigewalt-1990-zerbst.

Spätes Erinnern

Erst mehr als 20 Jahre später wurde der Angriff auf die Kötschauer Mühle aus der Vergessenheit geholt. Der zivilgesellschaftliche Verein „Miteinander e.V.“ produzierte 2013 einen Film über rechte Gewalt in den 1990er Jahren und interviewte dafür einen der damaligen Jugendlichen aus dem besetzten Haus.11„‚Du weißt schon, wie in Rostock…‘ – Ein Beitrag gegen das Vergessen rechter und rassistischer Gewalt im Sachsen-Anhalt der 1990er Jahre“, Film von Kathrin Lemcke und Miteinander e.V., 23 min, 2013, Online: https://vimeo.com/93999142. Im Jahr 2015 veröffentlichte der Verein auch eine Broschüre zum Thema, in der die Ereignisse in Zerbst ebenfalls Erwähnung finden.12Miteinander e.V. / Arbeitsstelle Rechtsextremismus (Hrsg.): Im Schatten der Wende. Rassismus und Neonazismus in Zeiten des Umbruchs, Magdeburg/Halle 2015, 2. Auflage, Online: https://www.vielfalt-mediathek.de/mediathek/6299/im-schatten-der-wende-rassismus-und-neonazismus-in-zeiten-des-umbruchs.html. Am 2. Oktober 2020, 30 Jahre nach dem Angriff, organisierten einige der ehemaligen Hausbesetzer:innen eine öffentliche Veranstaltung in Zerbst. An der Veranstaltung nahmen Vertreter:innen der Stadt und auch Presseleute teil und hörten sich an, was die damals Angegriffenen zu berichten hatten. In der Volksstimme erschien einige Tage darauf ein ausführlicher Artikel über die Ereignisse von 1990 und die Veranstaltung.13Sturm auf die Kötschauer Mühle, in: Zerbster Volksstimme, 8.10.2020, Online: https://www.volksstimme.de/lokal/zerbst/angriff-sturm-auf-die-koetschauer-muehle.